Picknick im Schatten: Roman by Judith Lennox & Mechtild Sandberg

Picknick im Schatten: Roman by Judith Lennox & Mechtild Sandberg

Autor:Judith Lennox & Mechtild Sandberg [Lennox, Judith & Sandberg, Mechtild]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Gegenwartsliteratur, Fiction, General
ISBN: 9783492953443
Google: JZ8VAwAAQBAJ
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-10-28T16:00:00+00:00


11

MAY LANCHBURY WAR in der Küche ihrer Wohnung und machte Tee. Ihre Schwestern saßen im Nebenzimmer. May legte die Zuckerzange aufs Tablett und trug es in den Salon. Ella hatte vorige Woche angerufen, um zu fragen, ob sie ein paar Tage zu Besuch kommen könne, und Daisy war vor einer halben Stunde ganz unerwartet aufgekreuzt, mit dunkel umschatteten Augen und in demselben Kleid, in dem sie, wie May nach einer kurzen, aber kritischen Musterung vermutete, am Abend zuvor ausgegangen war.

»Zucker?« fragte May.

Ella schüttelte den Kopf; Daisy wühlte mit der Zange in der Dose und ließ vier Würfel aus allzu großer Höhe in ihre Tasse fallen. Tee spritzte auf und schwappte in die Untertasse.

»Das ist aber eine Überraschung, dich hier zu sehen, Ella«, sagte Daisy. »Du kommst doch sonst nie nach London.«

»Ich mußte Kleiderstoff kaufen.« Auf dem Bett in Mays Gästezimmer lagen mehrere Bahnen Tweed in den dunklen, schlammigen Farben, die Ella bevorzugte.

Daisy maß ihre älteste Schwester mit einem kurzen Blick. Ellas grauer Flanell wirkte steif und zopfig neben Daisys zerknitterter chartreusegrüner Seide.

»Papa ist doch nicht hier, oder?« fragte Daisy und sah sich besorgt um.

»Papa ist zur Zeit in Deutschland«, sagte May. »Und Ella hat die Gelegenheit genutzt, um nach London zu kommen.«

»Morgen muß ich wieder nach Hause.« Ella saß so gerade, als hätte sie ein Lineal verschluckt. Im Sonnenlicht, das durch das offene Fenster fiel, wirkte ihr aschblondes Haar stumpf und farblos. Ella würde bald dreißig werden; dieser Gedanke angesichts der langweiligen Erscheinung ihrer Schwester machte May plötzlich traurig.

»Ich dachte, Papa wollte dich nach Deutschland mitnehmen, Ella«, sagte Daisy. »Du hast Weihnachten doch gesagt, daß du mit ihm verreisen würdest.«

Ellas Gesicht verschloß sich. Sie sagte steif: »Papa hätte mich gern nach Deutschland mitgenommen, aber ich hatte hier zuviel zu tun. Ich werde nächstes Jahr mit ihm reisen.«

Seit Charles Lanchbury im Jahr 1929 erfolglos versucht hatte, sich ins Parlament wählen zu lassen, führte Ella ihrem Vater nicht nur das Haus, sondern versah auch alle Pflichten einer Sekretärin.

»Das muß doch gräßlich sein für dich! Du solltest einmal eine Weile zu uns kommen«, sagte Daisy. »Im Augenblick geht’s allerdings nicht, weil wir gerade den Salon renovieren lassen. Oliv und creme und orange – todschick! Wenn ich mir vorstelle, daß du tagaus, tagein in diesem schrecklichen, kalten Gemäuer sitzen mußt, Ella, und –«

Daisy brach ab, als Ella plötzlich aufstand und in ihre Jacke schlüpfte. »Ich muß noch einmal weg«, sagte sie zu May. »Eine Freundin besuchen.« Sie würdigte Daisy keines Blickes. Die Wohnungstür flog mit einem Knall hinter ihr zu, als sie ging.

Daisy war bestürzt. »Hab ich etwas Falsches gesagt? Ich wollte doch nur nett sein.«

»Ella ist ganz außer sich, weil Papa ohne sie nach Deutschland gereist ist. Sie war sicher, daß er sie mitnehmen würde.«

»Ach so! Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als mit Papa verreisen zu müssen, und du, May?« Daisy kicherte. »Na ja, gut, daß sie weg ist. Sie macht mich immer so nervös, und dann trete ich prompt ins Fettnäpfchen. Es ist doch wirklich nicht meine Schuld, oder?« Sie sah



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